Spitzwegerich
Plantago lanceolata
Die drei königlichen Brüder
Der Spitzwegerich gehört zu einer großen Familie von ca. 190 Wegerich-Arten. In Deutschland sind besonders die drei Brüder Spitzwegerich, Breitwegerich und Mittlerer Wegerich bekannt. Die drei ähneln sich zwar im Wesen, lassen sich aber anhand ihres Aussehens gut unterscheiden: Während der Spitzwegerich lange schmale Blätter hat, sind diese beim Breitwegerich breit und eiförmig. Der Mittlere Wegerich ist seltener zu finden, seine Blätter sind ebenfalls eiförmig, aber etwas schmaler als die des Breitwegerichs, zudem hat er auffällige violette Staubfäden. Bei den drei Brüdern handelt es sich übrigens um gekrönte Häupter: Denn „Wegerich“ leitet sich vermutlich von den althochdeutschen Begriffen „wega“ (Weg) und „rih“ (König) ab. Deshalb bezeichnet man alle drei auch als „König des Weges“.
Wo wächst Spitzwegerich und woran erkenne ich ihn?
Der König des Weges ist traditionell nah an seinem Hoheitsgebiet zu finden. So trifft man ihn an Wegrändern, an Straßen und auf den Wegen selbst, aber auch auf Schotterflächen und Wiesen fühlt er sich wohl. Er wird etwa 10 bis 50 cm hoch und ist gut an seinen lanzettlichen (spitz zulaufenden) Blättern zu erkennen. Die Blätter haben deutlich erkennbare längs verlaufende Blattadern (meist fünf bis sieben), wachsen in einer Rosette am Boden und können bis zu 20 cm lang werden.
Am Ende eines langen Stängels sitzt die kolbenförmige, beige-braune Blütenähre, umringt von weiß-gelben Staubblättern. Der Spitzwegerich blüht von Mai bis in den September hinein und zählt damit zu den Spätblühern (vgl. Was sind Spätblüher?). Für Insekten, insbesondere Wildbienen, ist er deshalb eine wichtige Pflanze, die über lange Zeit Nahrung bietet.
Kann man Spitzwegerich essen?
Spitzwegerich enthält u. a. Vitamin C und Kalium und ist eine schmackhafte Zutat für viele verschiedene Gerichte. Es können dabei sowohl Blätter als auch Blüten, Wurzeln und Samen verwendet werden. Die Blüten schmecken leicht nach Pilzen und können roh gegessen, aber auch eingelegt oder gebraten werden. Die Blätter machen hingegen u. a. in einer Suppe, einem Wildkräuteröl, in einer Kräuterbutter und im Kräuterquark eine tolle Figur. Aber auch roh im Smoothie oder Salat bzw. gekocht als Spinat und im Couscous lassen sie sich gut einsetzen. Getrocknet kommen sie im selbstgemischten Kräutertee zum Einsatz. Die leckeren Samen erinnern vom Geschmack her an Nüsse. Man kann sie roh oder getrocknet essen und als Topping für den Salat oder das Müsli verwenden. Dagegen sollten die Wurzeln des Spitzwegerichs vor dem Verzehr gekocht werden.
Ist Spitzwegerich ein Heilkraut?
Spitzwegerich ist eine althergebrachte Heilpflanze, die bis heute verwendet wird. Ich selbst kenne die Pflanze hauptsächlich als Hausmittel gegen Brennnesselstiche. Dafür muss man einfach nur ein paar Blätter zerquetschen und sie auf die betroffene Stelle legen. Zum Glück ist Spitzwegerich sehr verbreitet, deshalb findet man häufig direkt in der näheren Umgebung eine Pflanze, die man zur „Notfallversorgung“ einsetzen kann. Aber nicht nur gegen Brennnesseln, auch bei Insektenstichen soll Spitzwegerich Linderung verschaffen. Ein weiteres Einsatzgebiet der Pflanze ist Husten: Hier ist das Kraut so etabliert, dass man Hustensaft und Hustenpastillen aus Spitzwegerich überall kaufen kann. Auch bei Bronchitis und Asthma soll die Pflanze helfen. Außerdem soll Spitzwegerich bei Entzündungen der Mundschleimhaut eingesetzt werden können. Diese Vielseitigkeit überzeugt: So wählte der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen den Spitzwegerich zur Arzneipflanze des Jahres 2014.
Historisches
Meine Oma erzählte mir, dass sie als kleines Mädchen im 2. Weltkrieg Spitzwegerich für die verletzten Soldaten an der Front sammelte. Und tatsächlich behandelten die Ärzte dort infizierte Wunden mit Spitzwegerich – als Ersatz für Antibiotika.
Disclaimer
Für Schäden durch den Gebrauch der hier aufgeführten Kräuter und deren Anwendung übernimmt der Herausgeber dieser Website keinerlei Haftung! Der Besuch dieser Website ersetzt zudem nicht den Besuch beim Arzt. Suchen Sie diesen bei Beschwerden stets auf. Ziehen Sie Ihren Arzt zudem vor einer geplanten Kräuter-Therapie, bei Fragen zu Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten stets zu Rate. Auch in einer Apotheke kann man Sie zu diesen Themen beraten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die liebreizendsten Archaismen
Die schönsten Frühblüher
Das Schlüssellochbeet
* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain