Knoblauch aus Brutzwiebeln ziehen
Leichte Knoblauch-Vermehrung mit Bulbillen

Es gibt in meinem Garten zwei Gemüsesorten, die einen unumstößlichen Stammplatz haben: Zwiebeln (sowohl die üblichen als auch die Etagenzwiebeln, die sich munter überall im Beet verbreiten und statt Blüten am Ende ihrer Blätter kleine Luftzwiebeln bilden) und Knoblauch.
Beide Gemüsesorten sind anspruchslos und robust, einfach zu ziehen und bescheren eine zuverlässige Ernte. Und Zwiebeln und Knoblauch sind bei uns in der Küche absolut fundamental – wir können eigentlich nie zu viel davon haben.
Mein Lieblingsgemüse?
Meine Mutter und meine Oma hatten so lange ich denken kann immer Knoblauch in ihrem Gemüsebeet. Ich weiß noch, wie fasziniert ich war, wenn er blühte und im Anschluss daran Puschel mit vielen kleinen Kügelchen, den Brutzwiebelchen, bildete. Von diesen habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder ein paar abgestaubt und in meinen Garten gesetzt.
Bei meinem ersten Versuch war ich im Jahr darauf etwas enttäuscht, weil die „Knollen“, die ich im Spätsommer ernten wollte, ziemlich klein waren und gar keine richtigen Zehen gebildet hatten.
Wo lag der Fehler? Eigentlich gab es keinen! Denn Brutzwiebeln brauchen – im Gegensatz zu den fertigen Knoblauchzehen, die man sonst meistens setzt – einfach ein Jahr länger, um die großen Knollen auszubilden, die wir aus dem Supermarkt kennen. Im ersten Jahr entstehen stattdessen zunächst sogenannte Rundlinge. Diese kann man einfach in der Erde lassen, woraufhin die Blätter über den Winter einziehen, dann im nächsten Frühjahr erneut austreiben und ab dem Spätsommer bereit für die Ernte sind.
Der Knoblauch-Masterplan
Sobald ich das herausgefunden hatte, entstand ein Pflanzplan, den ich seitdem befolge: Jedes Jahr ernte ich einige Brutzwiebeln und setze sie auch direkt ein. Gemeinsam mit den im Jahr zuvor ausgesäten Brutzwiebeln wird so inzwischen auch in jedem Jahr ein Teil des Knoblauchs reif, sodass ich die Knollen ernten kann. Der Rest bleibt im Beet bis im nächsten Jahr auch diese Knollen groß genug sind. So kann man die gesamte Ernte verbrauchen und muss keine Zehen für die nächste Knoblauchgeneration opfern.
Übrigens:
Knoblauch ist – mit Ausnahme einiger weniger Sorten – unfruchtbar. Das bedeutet, dass er sich kaum noch kreuzen lässt, da er nach der Blüte keine Samen mehr ausbildet. Eine Aussaat ist daher bei Knoblauch, anders als z. B. bei Zwiebeln, nicht möglich.
Einen Wermutstropfen gibt es beim Anbau mit Bulbillen:
Bei vielen Gemüsesorten wird darauf geachtet, dass sie vor der Ernte nicht zur Blüte kommen. So kann die ganze Energie der Pflanze in die Ausbildung der Frucht bzw. Knolle oder Wurzel gesteckt werden. Die Frage, ob es sich auf die Qualität oder Größe der Knollen auswirkt, wenn Knoblauch blüht, ist umstritten. Ich habe es bei mir noch nicht konsequent genug beobachtet, um eine Einschätzung abzugeben. Aber vorsichtshalber lasse ich nur etwa die Hälfte aller Knospen zur Blüte kommen, um von ihnen die neuen Brutzwiebeln zu ernten.
Sobald sich die ersten Blütenstängel bilden und beginnen, sich zu ringeln, knipse ich die andere Hälfte der Knoblauchknospen großzügig ab. Dadurch hat im Zweifelsfall zumindest diese Hälfte der Knoblauchpflanzen mehr Energie zur Verfügung, die in die Ausbildung der Knollen fließen kann. Ein zusätzlicher Bonus ist dabei, dass man diese abgebrochenen Blütenstängel auch in der Küche verwenden kann. Ich brate sie gerne kurz in der Pfanne an und esse sie dann zu Pasta oder Rührei. Auch die Rundlinge und die Blüten selbst kann man essen. Letztere geben eine hübsche Dekoration auf Salaten oder Saucen ab und schmecken ein wenig nach Lauchzwiebeln.
Knoblauch ernten
Wann?
Den im Herbst aus Zehen gezogenen Knoblauch kann man schon etwa ab Juli ernten. Knoblauch, der im Frühjahr gesetzt wurde, ab dem Spätsommer. Am leichtesten erkennt man, ob die Knollen schon reif sind, wenn man das Laub der Pflanzen beobachtet: Verfärben sich die langen, schmalen Blätter gelb und beginnen zu vertrocknen, sollten die Knoblauchzehen ausgereift sein.
Wie?
Mit einer Grabegabel (oder Spatengabel) lässt sich die Knolle – die meist recht nah an der Erdoberfläche wächst – ganz bequem heraushebeln.
Um zu verhindern, dass das liebevoll gezogene Gemüse zu schimmeln beginnt, sollte man die Erde abreiben und die Knollen möglichst luftig trocknen. Ich persönlich liebe das traditionelle Flechten von Knoblauchzöpfen, die dann in einer schattigen Ecke der Terrasse hängen und auf ihren Einsatz in der Küche warten.
Standort
Grundsätzlich mag Knoblauch eher trockene Böden, bei denen das Wasser gut abfließen kann. Als sogenannter Mittelzehrer bevorzugt er leicht gedüngte, aber nicht zu nährstoffreiche Böden. (Für ein reich gedüngtes Schlüssellochbeet wäre Knoblauch daher beispielsweise nicht so optimal geeignet.) Allerdings ist die Pflanze meiner Erfahrung nach ziemlich robust und wächst auch an nicht ganz optimalen Standorten.
Knoblauch ist ein beliebter Kandidat für Mischkulturen mit vielen anderen Gemüsesorten, da er selbst von den meisten Schädlingen (Läuse, Schnecken, Kartoffelkäfer, Mäuse, …) gemieden wird und diese auch von anderen Pflanzen fernhalten soll.
Eine Pflanzenfamilie, mit der man ihn im Beet dagegen nicht kombinieren sollte, sind die lieben Verwandten, also andere Lauchgewächse, darunter Zwiebeln und Porree.
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* „Der Unterschied zwischen dem beinahe richtigen Wort und dem richtigen ist derselbe wie zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz“ – Mark Twain